Der verlassene Teutonen-Grill
In den 60-er Jahren geht’s los. Jeder Deutsche muss an die italienische Adriaküste. Meine Eltern sind mit dem Heinkel Motorroller von Norddeutschland bis nach Rimini gefahren. Mir haben sie etwas mitgebracht. Ein Flatterflugzeug oder wie die Dinger heißen. Deren Flügel drehen sich im Wind und an einer Schnur befestigt kann man sie wie einen Drachen fliegen lassen. Die Dinger sind in dieser Zeit genauso hipp, wie ein Urlaub in Cavallino oder Rimini. Feiner Sandstrand ohne Ende und kein Wölkchen am Himmel. Entspannung pur. Von morgens bis abends in der Sonne brutzeln und nach ein bis zwei Wochen braungebrannt zurück nach Deutschland. Die neidvollen Blicke der Arbeitskollegen, ein purer Genuss. Auch ich habe meine Eltern kaum wiedererkannt.
Heute bin ich das erste Mal selbst am Teutonengrill. Es ist Ende September, der Großteil der Teutonen ist schon weg und die Sonnenschirme am kilometerlangen Sandstrand werden abgebaut. Die Restaurants sind leer. Die Kellner haben Zeit für dich und noch viel besser, sie freuen sich über deinen Besuch. Das Angebot an Restaurantplätzen übersteigt deutlich die Nachfrage. Der Gast ist wieder König. In der „Fabbrica in Pedavena“ einem chicen Restaurant an der Flaniermeile Via Ugo Voscolo in Lido di Jesolo aber ist es anders. Hätte ich boß die Rezensionen über dieses Lokal vor meinem Besuch gelesen.
Jetzt aber sitze ich wieder auf minem Balkon in der schönen Ferienwohnung, genieße den Meerblick und schreibe diese Zeilen mit einem sanften Rauschen des Meeres im Ohr.

Aber baden im Mittelmeer ist nicht. Jedenfalls für mich nicht. 23 Grad Wassertemperatur hört sich zwar toll an. Damit liegt die Wassertemperatur etwas über der max. Lufttemperatur dieser Tage. Schwimmen sieht man nur wenige, ganz wenige. Ein paar Leute sitzen noch am Strand. Die meisten aber machen ausgedehnte Strandspaziergänge. Entweder barfuss im Wasser oder besohlt der Promenade entlang. Begleitet vom Rauschen des Meeres. Ich liebe das.
Den ganzen Tag in der Sonne liegen war noch nie meins. Als hellhäutige Nordeuropäerin werde ich auch nicht braun, nur rot. Und die Röte ist – wenn ich Glück habe – nach ein bis zwei Tagen wieder weg.
Ich bin lieber unterwegs. Auch in der Sonne. Natürlich mit entsprechendem Sonnenschutz. Aber unterwegs und damit in Bewegung. Ein Tagesausflug nach Venedig steht an. Meine Eindrücke schildere ich nach meiner Rückkehr, wenn ich wiederauf meinem Balkon sitze und den Blick auf das ewig rauschende Meer genieße.