Colmar
die Hauptstadt der elsässischen Weine10 Uhr ist X-Zeit
Kaum zu glauben: Um 10:08 Uhr sitzen wir in unserem Octi und machen uns auf den Weg nach Frankreich. Es ist 16 Uhr, als wir in die Rue des Tallis einbiegen und die als Architektenhaus betitelte Ferienunterkunft beziehen. Sehr freundlich werden wir empfangen und in die Geheimnisse des modernen und großzügigen Hauses eingewiesen. Von der Gegend her befinden wir uns am Popo der Welt. Macht nichts, denn die Gegend wollen wir – entsprechendes Wetter vorausgesetzt – per Fahrrad erkunden. Insbesondere die Rheinebene hat es uns angetan. Schließlich haben wir den Rhein bereits ein Jahr zuvor im Rheingau erkundet.
Der erste Eindruck
Wow. Wow, was für eine Ferienunterkunft. Als Architektenhaus beschrieben, mit genügend Wohn- und Grundstücksfläche ausgestattet und für zwei Personen deutlich überdemensioniert. Aber nun, das wollten wir so.
Ach du meine Güte. Oh je, was für eine Gegend! Wo sind wir denn hier gelandet? Bei unserem ersten abendlichen Spaziergang über 2,5 Kilometer stellen wir fest: Nix los in dieser Gegend, gar nichts. Hoffentlich spielt das Wetter mit – wir haben Anfang April – und wir können die Gegend dem Rhein oder auch der Ille entlang per Fahrrad erkunden. Schauen wir mal.



Colmar
Auf geht´s nach Colmar. Mit dem Fahrrad. Knapp fünf Kilometer – einfach. Schnurstracks steuern wir die Altstadt an. La Petite Venice ist unser Ziel. Wer Colmar besucht und La Petite Venice nicht gesehen hat war nicht in Colmar. Diesen Eindruck gewinnen auch wir bei touristenunfreundlichem Wetter Anfang April in Colmars Altstadt. Schön ist es trotzdem, sehr schön. Es ist kurz vor Ostern und die Altstadt präsentiert sich voller Osterschmuck. Sie ist bereit für den bevorstehenden Oster- und Frühlingsmarkt und zeigt sich von ihrer besten Seite.
Am Abend radeln wir noch etwas den Canal de Colmar entlang. Leider zu einer Zeit, in der auch die Mücken einen ungeheuerlichen Bewegungsdrang haben. Wir biegen ab und freuen uns über das gut ausgebaute und beschilderte Fahrradnetz.



Canal de Colmar – ein Fahrradweg par excelance
Fünf Minuten und wir sind mit dem Fahrrad am Canal de Colmar. Von dort geht´s weiter in Richtung Süden. Immer am Kanal entlang. Wir fahren bis nach Neuf Brisach und stellen fest, den Ort muss man nicht gesehen haben. Die Fahrt am Canal entlang aber war genial. Eindrücke über Eindrücke. Anfang April und ohne diese vielen Babyboomer, die üblicherweise die Fahrradwege mit ihrem Egoismus bevölkern.






Basel
Etwa 50 Kilometer entfernt von Colmar liegt Basel. Die Autobahn dorthin ist mautfrei, so dass wir mit dem Auto direkt in die Altstadt fahren. Für diesen Tag ist Regen angesagt. Da, wo wir sind, regnet es nicht. Glück gehabt. Wir genießen einen tollen „Regentag“ in Basel. Im nahe des Kunstmuseums gelegenen Café „La Manufacture“ stärken wir uns mit Kaffee und Kuchen und erhöhen mit unserer Anwesenheit den Altersdurchschnitt drastisch. Der Kaffee aber schmeckt und der Kuchen ist super. Anschließend geht´s zur Sightseeing-Tour per pedes und in eigener Regie. Münsterplatz – überwältigend, Wettsteinbrücke – was für ein Ausblick, Rathaus Am Marktplatz – ein Augenschmaus. Gut fünf Kilometer schlendern wir durch die Kulturhauptstadt der Schweiz.
Sicher gibt es noch mehr zu entdecken im Herzen von Basel, wir aber haben für heute genug gesehen. Mit unseren Eindrücken dieses Tages fahren wir frohen Herzens wieder zurück nach Colmar.



Es regnet in Colmar – den ganzen Tag
Es regnet, also bleiben wir in unserer Ferienwohnung. Zum Einkaufen fahren wir schnell mit dem Auto, mehr aber ist nicht. Gut, dass wir eine toll ausgestattete Unterkunft und auch genügend Platz haben. Morgen früh wird der Regen aufhören. Dann sind wir wieder unterwegs.


Munster – da, wo der Käse wohnt
Munsterkäse essen wir gern. Sehr gern. Vor vielen Jahren waren wir bereits mit unseren Motorrädern hier. Sahra mit ihrer Yamaha Diversion 600 und ich mit meiner BMW R1100R. Es war Sommer und im Topcase hatten wir den Käse. Wer den Munster kennt, weiß, wie das Topcase nach dem Öffnen roch. Für uns: herrlich!
Dieses Mal sind wir nicht mit den Maschinen hier, sondern mit Eigenantrieb. Und die Fahrradtour dorthin ist toll. Der Teil über Colmar bis Ingersheim zeigt sich zwar leider etwas lebhaft, aber dann geht es den Fluss „La Fecht“ entlang. Auf einer zeitweise holprigen Strecke führt der Weg durch eine idyllische Landschaft. Wir freuen uns, diesen Weg gewählt zu haben.
In Munster angekommen sehen wir allerdings keine Frommagerie. Der Munster-Käse wird hier nicht (mehr) beworben. Schließlich ist er inzwischen überall erhältlich. Das war schon zu unserer Mopped-Zeit der Fall, aber damals konnte sich wohl noch der ein oder andere Kleinstbetrieb mit dem Verkauf dieses Käses vor Ort über Wasser halten. Schade.
Zurück geht es an der anderen Seite der „La Feche“. Über Griesbach au Val und an Sulzbach-les-Bans vorbei bis nach Wintzenheim, der landschaftlich eindrucksvollste Teil unserer heutigen Strecke. Und Störche waren hier zu sehen, so viele haben wir schon lange nicht mehr gesehen. Auf den Dächern, auf den Schornsteinen, auf den Wiesen oder majestätisch in der Luft. Wahnsinn!
In Colmar kehren wir zurück in das lebhafte Frankreich.



Kaysersberg – immer eine Reise wert
Das ist eine Strecke, wie wir sie lieben. Ohne große Höhenunterschiede, alles sehr eben. Und das Ziel atemberaubend. Zwischen Weinlandschaften hindurch erreichen wir Kaysersberg in etwa 1,5 Stunden. Eine Zeit lang fahren wir an der „La Weiss“ entlang. Es ist einfach schön an einem schmalen und rauschenden Fluss zu radeln. Glücklich schauen wir uns an und genießen die Fahrt.
In Kaysersberg angekommen sind wir überwältigt. Wir schlendern durch den mittelalterlichen Ortskern und genießen Kaffee und Kuchen im Petite Restauration, das einer liebenswerten deutschsprachigen Inhaberin gehört. Im Stehen. Das aber gefällt uns. Zwanglos geben wir unsere Bestellung auf, stellen uns an einen der beiden Stehtische und beobachten das Geschehen. Sowie wir uns am Stehtisch positioniert haben kommen weitere Kunden. Toll. Und Irma, die Inhaberin, erzählt uns, dass sie gerade aus ihrem 2-wöchigen Heimaturlaub aus Berlin zurückgekommen ist. Irma spricht französisch und deutsch perfekt.
Dann geht´s zum Chateau du Schlossberg. Einen gewaltigen Ausblick genießen wir, nachdem wir sowohl die Stufen auf den Burgsitz als auch auf die Burg selbst bewältigt haben. Etwa 300 Stufen kommen da zusammen. Der Ausblick aber lohnt sich – sowohl in die Vogesen, als auch in die Weinberge und in die Rheinebene in Richtung Deutschland.



Ribeauville – Am Fuße des Chateau du Haut-Königsbourg
Sonnenschein, strahlender Sonnenschein lädt uns zu unserer heutigen Fahrradtour ein. Wieder sollen es etwa 50 Kilometer werden. Wie immer aber ohne größere Höhenunterschiede. Für mich, mit meinem E-Bike, kein Problem. Aber meine Sahra muss jeden Hügel erkämpfen. Manchmal fällt das halt nicht leicht. Und heute will sie das auch partout nicht haben.
Ribeauville ist ein typisches Elsassdorf. Etwa 5.000 Einwohner. Das war´s. Wir haben Mitte April und es sind wenig Leute unterwegs. Wir genießen das auf unserem Weg dorthin. Dort angekommen freuen wir uns, dieses Ziel ausgesucht zu haben. Sie sind einfach toll, die elsässischen Dörfer.
Isabelle betreibt eine Patisserie auf der Prachtmeile von Ribeauville. Ihr Mann, Rémy, ist der Partisseur. Was er kreiert, das schmeckt. Das schmeckt sogar super. Zwei Kuchen haben wir probiert, von beiden sind wir begeistert. Schön, dass wir zufällig um 14 Uhr dort sind. Die Mittagspause ist vorbei und Rémy öffnet das Café für den Nachmittag. Im kleinen Innenraum sichern wir uns die Plätze mit Blick auf die Prachtstraße und genießen das gemächliche Treiben.
Auf dem Rückweg erleben wir ein kleines Missgeschick. Wir fahren einen kurzen Feldweg entlang, der – wie wir später feststellen – mit Güllefahrzeugen befahren worden ist. Sahra stürzt. Zum Glück passiert nichts. Aber wir stinken. Glücklich sind wir trotzdem.



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